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In Enzyklopädien wird ein als allgemeingültig definierter Wissenskanon festgehalten. Zugleich betonen diese Werke unter dem Deckmantel des Allgemeinwissens das "Eigene" in Abgrenzung vom "Anderen" und stiften auf diese Weise Identität. Doch wer legt fest, welches Wissen in ein Lexikon aufgenommen oder auch aus diesem eliminiert werden soll? Und welche Funktionen soll dieses Wissen erfüllen? Die Historikerin Ines Prodöhl geht diesen Fragen am Beispiel allgemeiner Enzyklopädien nach, die zwischen 1928 und 1956 im Deutschen Reich, der Schweiz und der SBZ/DDR entstanden. In ihrem Fokus stehen jene Akteure, die sich hinter der Zusammenstellung des in der Regel anonymisierten Wissens verbargen, die es beeinflussten und überwachten. Neben den kulturpolitischen Zielen der Behörden geraten so auch die Interessen der Verlage sowie des Kreises jener Wissenschaftler und Experten in den Blick, die an den Enzyklopädien mitwirkten. Die Studie erhielt 2009 den Ruprecht-Karls-Preis der Universität Heidelberg.
Encyclopedias and dictionaries, German --- Censorship --- National socialism. --- History and criticism.
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Die Studie nähert sich der Gattungsgeschichte allgemeiner Enzyklopädien in Deutschland und Großbritannien durch drei unterschiedliche methodische Herangehensweisen: Die ideengeschichtliche Untersuchung der Programmatik der Lexika, die sozialgeschichtliche Verortung allgemeiner Enzyklopädien auf dem literarischen Markt und die linguistisch-strukturalistische Analyse ausgewählter Lexikonartikel. Lexika und Enzyklopädien werden in ihrer Doppelrolle als Faktor und Indikator der Wissens- und Bildungsverbreitung im 19. Jahrhundert untersucht. Die Intentionen der Lexikographen bewegten sich zwischen der Vermittlung von Faktenwissen, der Vergewisserung über bestimmte Wertvorstellungen und der politischen Agitation. Den Lexikographen wurden stets Zugeständnisse an ihren Wissenschaftlichkeitsanspruch einerseits und an das Streben nach einer Popularisierung der Wissensbestände andererseits abverlangt. Der Zweiländervergleich erlaubt es, allgemeine Voraussetzungen der Lexikonproduktion im 19. Jahrhundert, nationale Sonderentwicklungen und wechselseitige Einflüsse herauszuarbeiten. Im Vergleich treten institutionelle Zwänge, die sich beispielsweise aus praktischen Notwendigkeiten der Buchproduktion ergeben, ebenso wie das Verhaftetsein der Lexikonproduzenten in den nationalen Bildungstraditionen klarer hervor. Die verschiedenen Auflagen von »Brockhaus' Konversationslexikon« und der »Encyclopaedia Britannica« übten im 19. Jahrhundert auf die europäische und außereuropäische Lexikonproduktion einen kaum zu überschätzenden Einfluß aus. Die beiden Unternehmungen gewannen für das Gebiet der Lexikonproduktion die Funktion von Prototypen.
Encyclopedias and dictionaries, German --- Encyclopedias and dictionaries --- Lexicography --- History and criticism. --- History --- Germany --- England --- Intellectual life
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