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Riccardo Nicolosis Studie fördert ein neues, überraschendes Bild des russischen fin de siècle in seinen vielfältigen Beziehungen zum gesamteuropäischen Degenerationsdiskurs zutage. Während die literaturwissenschaftliche Forschung bislang lediglich die Verbindungen zwischen biomedizinischer Kunstkritik (vor allem Max Nordaus Entartung) und der russischen Literatur der décadence und des Symbolismus herausgestellt hat, zeigt Nicolosi das breite Panorama eines antimodernistischen Degenerationsdiskurses, der sich durch die engen Wechselwirkungen von Literatur und Psychiatrie konstituiert.Die Studie fokussiert die narrative und rhetorische Verfasstheit der Entartung als Erzählmodell, das in Russland in Auseinandersetzung mit westeuropäischen Poetologien und Epistemologien entsteht, und zeichnet die mannigfaltigen Transformationen von Verfallserzählungen zwischen naturalistischer Poetik und psychiatrischen Fallgeschichten, Kriminalliteratur und Kriminalanthropologie, literarischem Darwinismus und Eugenik nach. Politisch konservative Psychiatrie und spätrealistische, naturalistische Literatur figurieren dabei als gleichberechtigte Akteure in einem Prozess der Gestaltung, Veränderung und Infragestellung von Degenerationsnarrativen. In dieser Perspektive offenbaren sich ungeahnte Verbindungen zwischen vergessenen und kanonischen Autoren der russischen Literatur: zwischen Dmitrij Mamin-Sibirjak und Fedor Dostoevskij, Petr Boborykin und Michail Saltykov-Šcedrin, Vladimir Giljarovskij und Lev Tolstoj, Aleksej Svirskij und Anton Cechov.
Degeneration --- History
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This collection of essays explores the continuities and disruptions in the perceptions of criminality, its causes and ways of fighting it in late imperial Russia and the early Soviet Union. It focuses on both the discourse on criminality and thus the conceptualisation of criminality in various disciplines (criminology, psychiatry, and literature), and penal practice, that is, different aspects of criminal law and anti-crime policy. Thus, the volume is markedly interdisciplinary, with authors representing a variety of approaches in history and literary studies, from social history to discourse analysis, from the history of sciences to text analysis. »The volume advances our knowledge of Russian and Soviet criminological thinking and practice.« Jonathan Daly, Journal of Interdisciplinary History, 50/2 (2019) »An important addition to the literature on perceptions of crime and penal policy in Russia and it is sure to spark more research into those subjects.« Alison Rowley, The Russian Review, 78/1 (2018) Besprochen in: H-Soz-u-Kult, 29.01.2019, Alexandra Oberländer Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 7/8 (2020), Björn M. Felder
Imperial Russia; Soviet Union; Criminality; Criminology; Literature; Law; Medicine; Slavic Studies; Eastern European History; Social History; Cultural History; Literary Studies --- Criminality. --- Criminology. --- Cultural History. --- Eastern European History. --- Law. --- Literary Studies. --- Literature. --- Medicine. --- Slavic Studies. --- Social History. --- Soviet Union.
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Wie weit reicht Rhetorik? Wie weit reicht die Macht des Rhetorischen, wenn kulturelle Diskurse, wenn Lebenswelten von der Systematik und den Techniken der ars oratoria überformt und strukturiert werden? Die in diesem Band vesammelten Beiträge erforschen Rhetorik als eine Instanz, die den soziokulturellen Kommunikationsraum organisiert und Verfahren zur diskursiven Kontrolle, zur dialogischen Interaktion und zum operativen Handeln bereitstellt. Gravitationszentrum der Einzelstudien ist die These, dass Rhetorik - jenseits ihrer angestammten Funktion als Regulativ von Ordnungen der Rede - auch Ordnungen der Dinge und des Wissens regelt: Rhetorik ist kein zeichentheoretisches Epiphänomen, sondern Bedingung für die Herausbildung sozialer und kultureller Tatsachen.
Rhetoric. --- Civilization --- Rhetoric --- Philosophy.
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Wer in der Moderne von Abenteuern erzählt, setzt sich dem Verdacht der Trivialität aus. Doch ein stillschweigender Verzicht aufs Abenteuer fällt auch kanonischen Autoren der Moderne schwer. Der Sammelband nimmt diese Beobachtung zum Anlass einer Spurensuche. Er geht dem Verbleib des Abenteuers in literarischen und theoretischen Texten der Moderne nach. Neben klassischen Abenteuerautoren, wie Karl May oder Rider Haggard, stehen Texte von Goethe, Virginia Woolf, Marcel Proust u.a. im Fokus, welche das Abenteuer in einem Spannungsfeld von Integration und Zurückweisung situieren. Darüber hinaus widmet sich der Band der Bedeutung des Abenteuers im kolonialen Diskurs, in der Psychoanalyse und im Russischen Formalismus.
Philosophy. --- Mental philosophy --- Humanities --- Narratologie --- Psychoanalyse --- Postcolonial Studies --- Literaturgeschichte --- Trivialliteratur --- Schemaliteratur --- Russischer Formalismus --- Sozialistischer Realismus --- narratology --- psychoanalysis --- postcolonial studies --- history of literature --- popular culture --- russian formalism --- socialist realism
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Mit der Frage "Was wäre gewesen, wenn...?" setzen die Autoren von "Interventionen in die Zeit" ein. In Umbruchzeiten - Mauerfall oder das Ende des Sowjetimperiums - haben derlei kontrafaktische Geschichten Konjunktur. Bekanntes erscheint anders, Vergessenes oder Verbotenes als Fakt.Der Band versammelt Beiträge über kontrafaktische historische Narrative aus vergleichender literatur-, medien- und geschichtswissenschaftlicher Perspektive. Ein besonderer Akzent liegt dabei auf den postsozialistischen Kulturen Osteuropas sowie auf der Frage danach, wie kontrafaktische Narrative als konstituierende und dynamisierende Elemente von Erinnerungskulturen fungieren. Das Kontrafaktische kann ,Ungeschehenes' geschehen machen, kann Geschichte erfinden, Verhandlungsspielräume erweitern, läuft dabei aber immer Gefahr, eine Allianz mit politisch restaurativen Kräften zu bilden.
Geschichtswissenschaft --- Gedächtnistheorie --- Alternativgeschichte --- 1990er Jahre --- postsowjetische Literatur --- Postfaktisches --- Post-Memory --- Kontrafaktische Geschichte
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